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Estricharten

Estricharten lassen sich zum einen über ihre Bindemittelbasis beschreiben.

Hier sind Calcium-Sulfat („Anhydrit“), Zement, Magnesia, Gußasphalt oder Reaktionsharze gängige Bindemittel für eine Sieblinie aus Sand und Kies.

Die stofflichen Klassen sind in der DIN EN 13813 beschrieben und werden noch im fünften Abschnitt detailliert erläutert. 

 

Die zweite Art einen Estrich zu beschreiben ist über die Einbaukonsistenz. Zement-, Gußasphalt- und Reaktionsharz-Estriche werden üblicherweise in erdfeuchter Konsistenz („wie feuchter Sand“) eingebaut. Diese werden chargenweise angemischt und dann händisch auf der Fläche eingebaut. Bei größeren Flächen erfolgt die Förderung mittels eines Druckförderers. Mit dieser Technik können 200 – 300 m2 am Tag eingebaut werden.

 

Die alternative Einbautechnik ist in fließfähiger Konsistenz („ähnlich wie Sahne-Joghurt“), wobei meist kontinuierlich gefördert wird. Diese Einbautechnik ist durch fließfähigen Anhydrit populär geworden, da dieser viel weniger Aufwand erfordert wie beim Einbau von erdfeuchten Estrichsystemen und mit modernen Pumpen problemlos 1.000 m2 und mehr am Tag verlegt werden können.

 

Diese Seite beschäftigt sich hauptsächlich mit Fließestrichsystemen.

 

 

Fließestriche nach DIN EN 13813

 

 

Zementfließestrich (CT)

 

Der Zementestrich nach DIN EN 13813 wird mit „CT“ (cementitious screed) abgekürzt. 

Es handelt sich dabei grundsätzlich um einen Beton, der entsprechend verfeinert wurde. Die Mischung besteht aus Zement, Wasser und Sand und kann zudem mit verschiedenen Zusatzstoffen angereichert werden. Die Klasse „CT“ wird sowohl für Fließestrich als auch für erdfeuchten Zementestrich verwendet.

Die Korngröße und Mischung des Sandes wird auf seine spezielle Verwendung optimiert. Üblicherweise werden Korngrößen bis zu 8 mm verwendet. Das Mischverhältnis von Zement zu Sand liegt etwa bei 1:5 bis 1:3.

Zementfließestriche gibt es auch als schwundarme Schnellestriche auf Ettringitbasis.

 

https://www.velosit.de/product/velosit-sc-245/

 

 

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https://www.velosit.de/product/velosit-sc-253/

 

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Beispiel-Videos:

 

Video Sanierung eines Industriebodens in 45 m Höhe mit VELOSIT SC 245

 

Video Sanierung eines Hallenbodens 23.000 qm mit VELOSIT SC 253

 

 

 

Vorteile des Zementfließestrich (CT)

 

  • Geeignet im Innen- und Außenbereich
  • Geeignet als Heizestrich
  • Wesentlich geringerer Arbeitsaufwand im Vergleich zum erdfeuchten Estrich
  • Hoch belastbar. Hohe Biegezug- und Druckfestigkeit
  • Hohe Beständigkeit gegen Einflüsse von Nässe, Feuchtigkeit, Kälte sowie Hitze nach Aushärtung (feuchtebeständigster Estrich)
  • Ohne Abdichtung in Feuchträumen wie Bad und Dusche einsetzbar
  • Verschleißt nur langsam und bei großer Belastung sehr stabil
  • Besonders widerstandsfähig und universell einsetzbar
  • Vielfache Flächenleistung am Tag im Vergleich zum erdfeuchten Estrich
  • Einfache und gerichtsfeste Bestimmung der Restfeuchte mittels CM-Methode

 

 

Zusätzliche Vorteile eines fließfähigen Ettringit-Estrichs

 

  • Minimale Schwindung, große Feldgrößen möglich
  • Sehr hohe Festigkeiten möglich 
  • Schon nach 24 Stunden begehbar
  • Frühe Belegereife
  • Kurzfristig anheizbar

 

 

Nachteile des herkömmlichen Zementfließestrich (CT)

 

  • Sehr lange Trocknungs- und Aushärtezeiten von ca. 30 Tagen, bis der Estrich voll belastet und belegt werden kann
  • Kann frühestens nach 3 Tagen betreten werden
  • Zementestriche sind empfindlich in ihrer Trockenphase. Sie dürfen nicht mit zu viel Zugluft oder Luftfeuchtigkeit in Berührung kommen, sonst kann es zu Rissen kommen
  • Anfälligkeit des Zements für chemische Angriffe (z. B. durch Säuren) und das Verhalten auf Dämmungen oder Trennlagen
  • Fläche ist auf max. 36 m2 begrenzt, da durch „Schrumpfungsvorgänge“, die sich beim Erhärtungsvorgang des Estrichs in Kriechen und Schwinden infolge der ungleichmäßigen Hydratation ausdrücken, unkontrolliert Risse bilden
  • In vielen Fällen ist Anschleifen erforderlich

 

 

Nachteile eines fließfähigen Ettringit-Estrichs

 

  • Kürzere Verarbeitungszeit
  • Höherer Reinigungsaufwand bei der Maschinentechnik
  • Bestimmung der Restfeuchte mit der CM-Methode liefert keine brauchbaren Ergebnisse

 

Calciumsulfatestrich (CA)

 

Der Calciumsulfatestrich – auch umgangssprachlich Anhydritestrich – wird nach DIN EN 13813 mit „CA“ („calcium sulfate screed“) abgekürzt.

Anhydrit-Estrich gibt es als erdfeuchte Variante aber wir wollen uns hier nur mit der Fließestrich-Variante beschäftigen.

Der Estrich ist ein Gemisch aus Sand/Kies, Wasser und Anhydrit.

Calciumsulfatestriche finden vorwiegend im Wohnungs- und Objektbau ihren Einsatz.

In Feuchträumen sowie im Außenbereich ist diese Estrichart weniger geeignet, da sie nicht feuchtestabil ist.

Wer nicht wie beim Zementestrich dreißig Tage warten möchte, ehe es weitergeht, dem bietet sich Calciumsulfat- bzw. Anhydritestrich an.

Als Fließestriche können CA nach DIN 18560-2 auch mit CAF gekennzeichnet werden. CAF sprechen für die schnelle, verarbeitungsfreundliche Verlegung, für die geringere Estrichdicke und für die gute Wärmeleitfähigkeit bei Heizestrichen.

Bevor der CA mit einem Fußbodenbelag versehen wird, muss dieser eine Restfeuchte von 0,5 %, als Heizestrich auf 0,3 % aufweisen. Die Restfeuchte wird mit Hilfe eines CM-Messgerätes ermittelt.

 

Vorteile des Calciumsulfat- bzw. Anhydritestrich (CA)

 

  • Calciumsulfatestriche sind ökologisch und biologisch unbedenklich 
  • Geringer Schwund beim Abbinden -> keine Risse während der Aushärtung
  • Fugenloses Verlegen von großen Flächen (bis zu 1.000 m2)
  • Früh begehbar, bereits nach 2–3 Tagen
  • Belastbar nach 5 Tagen, voll belastbar nach 28 Tagen
  • Nach 7 Tagen aufheizbar
  • Einfache und gerichtsfeste Bestimmung der Restfeuchte mittels CM-Methode

 

 

Nachteile Calciumsulfat- bzw. Anhydritestrich (CA)

 

  • Der Estrich muss nach dem Einbringen mindestens zwei Tage vor zu starker Erwärmung oder Zugluft geschützt werden
  • Geringe Feuchtigkeitsresistenz, daher nicht für den Einsatz in gewerblichen Nassräumen (z. B. Schwimmbäder) oder für Außenanwendung geeignet
  • In häuslichen Feuchträumen (z. B. Bad) muss mit einer Abdichtung gearbeitet werden
  • Bei späterer Durchfeuchtung besteht ein hohes Schimmelrisiko
  • Sehr lange Trocknungszeiten, da hohe Anforderung an die Restfeuchte
  • In vielen Fällen Anschleifen erforderlich

 

 

Magnesiaestrich (MA)

 

Der Magnesia­estrich wird nach DIN EN 13813 mit „MA“ (Magnesite screed) abgekürzt.

Diese Estrichart ist auch unter der früheren Bezeichnung als Steinholzestrich bekannt. 

Nach 1945 war Zement rationiert, Magnesit nicht. Deshalb ist er in vielen Altbauten zu finden. Magnesiaestrich wird heute nach DIN EN 14016-1 aus kaustischer Magnesia (MgO) und einer wässrigen Magnesiumsalzlösung (MgCl2, MgSO4) hergestellt. Als Zuschlag werden anorganische oder organische Füllstoffe verwendet. Außerdem werden teilweise Farbpigmente hinzugegeben.

Der Magnesiaestrich erreicht hohe Oberflächenfestigkeiten. Daher findet er häufig seine Verwendung als Nutzestrich im Industrie- und Gewerbebau.

Wie die meisten anderen Estrichmörtel auch, muss Magnesiaestrich unverzüglich nach dem Mischvorgang eingebaut werden. Während des Einbaus und die folgenden zwei Tage muss die Temperatur über + 5 °C gehalten werden. Außerdem ist der frische Mörtel für mindestens zwei Tage vor Wärme, Schlagregen und Zugluft zu schützen.

 

Der Estrich ist frühestens nach zwei Tagen begehbar und sollte mindestens fünf Tage nicht höher belastet werden.

 

 

Vorteile des Magnesiaestrich (MA)

 

  • Nahezu staubfrei und elektrisch leitfähig, daher bestens geeignet für die Herstellung von Antistatikböden
  • Hoch belastbar
  • Temperaturbeständig
  • Fugenlose Flächen
  • Gute Wärmedämmung
  • Gute Schalldämmung
  • Sehr leicht
  • Seltene Rissentstehung durch Schwund
  • Beständigkeit gegen Lösemittel, Mineralöle oder Treibstoffe

 

 

Nachteile Magnesiaestrich (MA)

 

  • Korrosivität gegenüber Metallen, da bei Wasserzugabe das enthaltene Chlorid und Magnesiumhydroxid „ausgewaschen“ werden und der MA aufquillt
  • Sehr feuchteempfindlich, daher nicht für Feuchträume geeignet
  • Der Estrich ist frühstens nach zwei Tagen begehbar und sollte mindestens fünf Tage nicht höher belastet werden
  • Über Spannbetondecken wegen der hohen Korrosionsgefahr unzulässig

 

 

 

Einbau-Techniken

A. Mischung und Förderung

 

Baustellenmischung

Fließestriche können auf der Baustelle gemischt und dann manuell verlegt oder auf die Fläche gepumpt werden.

Diese Methode eignet sich besonders für kleinere Flächen.

 

Als Mischer eignen sich:

 

  • Rührwerke mit Mischkübel
  • Zwangsmischer
  • Zwangsmischer in Kombination mit Schneckenpumpen
  • Mischpumpen

 

Bei baustellengemischten Estrichgewerken kommt meist eine vorgemischte Estrichmischung (Bindemittel + Sand) als Sackware zum Einsatz.

 

Lieferung aus dem Betonwerk

Anhydrit- und Zement-Fließestrich werden in stark verzögerter Formulierung in Betonwerken gemischt und mit einem Fahrmischer angeliefert. Für die Förderung werden leistungsstarke Schneckenpumpen wie z. B. Estrichboy EH 200 eingesetzt.

 

Lieferung mit Estrich-Logistiksystemen 

Eine besonders flexible und leistungsfähige Technologie wird in Estrich-Logistik-Systemen wie z. B. dem Bremat S3 verwendet.

Hier werden Bindemittel und Estrichsand separat in Silo-Kammern des Trucks auf die Baustelle geliefert und in einem automatischen Prozeß chargenweise gemischt. Üblicherweise liegen die Chargen bei 300 – 700 kg Estrichmischung. Je nach erforderlicher Mischzeit kann alle 90 Sekunden eine Charge gefertigt werden. Die Mischung wird dann in einen Pufferbehälter entleert und dort weiter gerührt und dann kontinuierlich gepumpt. Aufgrund der kurzen Taktzeiten (max. 10 Min. vom Mischen bis zum Schlauchende) eignet sich diese Technologie besonders gut für Schnellestrichsysteme.

 

https://www.velosit.de/product/velosit-sc-250/

 

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B. Verlegung

 

Bei allen drei Fördertechniken kommt die Estrichmischung in einer fließfähigen Konsistenz auf die Fläche. Der Estrich ist dabei allerdings nicht „wasserdünn“, sondern braucht eine gewisse Konsistenz, damit die groben Sandbestandteile in Schwebe gehalten werden. Wenn ein Fließestrich stark überwässert wurde, kann es zur Entmischung kommen. Während des Einbaus bilden sich dann Pfützen auf der Oberfläche und man kann fühlen, dass alle groben Bestandteile zu Boden gesunken sind, während an der Oberfläche nur eine dünnflüssige Schlämme liegt. Im erhärteten Zustand sind dann Risse, Schüsseln und eine Sinterschicht leicht erkennbare Merkmale dieses Problems.

 

https://www.velosit.de/product/velosit-sc-253/

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Wenn der Estrich in der richtigen Konsistenz eingebaut wird, muss seinem Fließverhalten beim Einbau noch etwas nachgeholfen werden. Hierzu wird die frisch verlegte Fläche mit einer Schwabbelstange noch einmal leicht in Bewegung versetzt, wodurch sich die Oberfläche glättet und eventuelle Luftblasen entlüften können. Bei dünnen Schichten kann dies auch mit einer Stachelwalze gemacht werden. 

 

 

https://www.velosit.de/product/velosit-sc-245/

 

Die Einstellung der korrekten Einbauhöhe kann auf verschiedene Weisen sicher gestellt werden. Traditionell hat man „Böckle“ gestellt, die auf die passende Höhe im Raum vorab eingestellt wurden. Teilweise werden auch Höhenstifte aus Plastik auf den Boden oder Dämmung geklebt. Heute wird meist ein Laser verwendet, von dem entweder mit einem Meterstab die Höhe in engen Abständen gemessen wird oder mit einem Nivelliergerät elektronisch ermittelt wird.

 

 

Unterschiede zu erdfeuchtem Estrich

Anhydrit- und Zement-Estriche werden sowohl als erdfeuchter als auch als Fließ-Estrich angeboten.

 

Beim Einbau in erdfeuchter Konsistenz ist erst einmal weniger Wasser notwendig, was sich vorteilhaft auf die Durchtrocknung auswirken kann. Beim Einbau muss ein erdfeuchter Estrich mit Richtlatten händisch auf die gewünschte Dicke abgezogen werden.

 

https://www.velosit.de/product/velosit-sc-240/

 

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Danach wird er mechanisch verdichtet, was entweder händisch oder durch Abschieben passiert. Bei diesem Vorgang wird aber vor allem die obere Lage des Estrich kompaktiert während tiefere Schichten häufig haufwerksporig bleiben. Je dicker der Estrich eingebaut wird, umso intensiver müsste die Verdichtung erfolgen. Dies ist neben der geringeren Biegezugfestigkeit auch ein Problem bei der Einbindung von Fußbodenheizungsrohren von Heizestrichen. Überspitzt kann man sagen, dass erdfeuchter Estrich 100 % sicher ist vor Entmischung, dafür aber häufig ein nicht geschlossenes Gefüge bildet.

Fließestrich dagegen bildet immer ein vollständig dichtes Gefüge, kann aber bei Überwässerung stark entmischen. 

Aufgrund seiner Konsistenz eignet sich Fließestrich nicht für Konstruktionen mit Gefälle, wie sie z. B. bei Abläufen oder Rampen erforderlich sind. Hier ist ein erdfeuchter Estrich die einzige Alternative. 

Da der Einbau von erdfeuchtem Estrich mit besonders viel Handarbeit verbunden ist, liegt hier die Tagesleistung eines Verlegeteams von 4 Leuten bei 50 mm Schichtdicke in der Größenordnung von 200 – 300 m2.

Mit Fließestrich kann problemlos die 4 – 5 fache Fläche verlegt werden. 

 

 

Bauweisen

Der eigentliche Zweck eines Estrichs kann sehr vielfältig sein. Häufig ist er einfach nur die ebene Unterlage für Bodenbeläge. Manchmal ist er selbst der Bodenbelag (Sichtestrich).

Es gibt im wesentlichen 2 konstruktive Varianten. Zum einen den entkoppelten Estrich und zum anderen den Verbundestrich.

 

Entkoppelte Estrichkonstruktionen

 

Bei dieser Bauweise ist die Estrichplatte freitragend und muss alle auftretenden Lasten selbst abführen. Sie verhält sich wie ein eigenständiges Bauelement und kann sich unabhängig vom restlichen Baukörper verformen, z. B. durch thermische Ausdehnung, durch mechanische Lasten etc. Dies gilt bei Estrich auf Trennlage genauso wie beim Estrich auf Dämmung. Bei letzterem erlaubt eine komprimierbare Dämmschicht eine vertikale Verformung unter Gewichtsbelastung. Dies kann in ungünstigen Rahmenbedingungen auch beim Estrich auf Trennlage passieren, da durch ungleichmäßige Schwindvorgänge eine Estrichplatte aufschüsseln kann und nicht mehr überall vollflächig auf dem Untergrund liegt. Eine entkoppelte Estrichkonstruktion erfordert eine vollständige Trennung der Estrichplatte vom restlichen Bauwerk. Hierzu muss eine komplett dichte Folie verlegt werden, die Mörtelbrücken zum Unterboden oder zu den Wänden ausschließt. 

Des weiteren müssen komprimierbare Randdämmstreifen eingebaut werden, die der Estrichkonstruktion Bewgungsfreiraum für die thermische Ausdehnung schaffen. Ein 6 m langer Estrich dehnt sich um mehr als 1 mm aus, wenn durch eine Fußbodenheizung die Temperatur im Estrich um 15 °C erhöht wird. Besonders wichtig sind Fugen an allen Stellen, wo sich der Estrich verjüngt (z. B. Türrahmen). Die Anordnung der Fugen wird in der DIN 18560 detailliert beschrieben.

 

Dimensionierung von entkoppelten Estrichkonstruktionen

 

Bei der Dimensionierung von entkoppelten Estrichkonstruktionen muss die geplante Flächenlast zugrunde gelegt werden.

Im Wohnbau wird hier meist von 2 kN/m2 (ca. 200 kg/m2) ausgegangen. Wenn aber schwere Objekte auf dem Estrich stehen sollen (z. B. ein Klavierflügel) oder gar bewegt werden sollen (Hubwagenverkehr), kann diese Last deutlich höher liegen. 

 

Beispiel:

Für einen F4 Estrich (Biegezugfestigkeit >= 4 N/mm2) müsste die Dicke dann mindestens 42 mm betragen um 2 kN/m2 abführen zu können.

Wenn man die doppelte Flächenlast mit der gleichen Estrichqualität F4 dimensionieren möchte, muss man die Estrichdicke entsprechend erhöhen. Diese geht quadratisch in die Berechnungsformel ein, weshalb die Dicke um den Faktor 1,4 (Quadratwurzel aus 2) erhöht werden muss.

Somit wären für eine Flächenlast von 4 kN/m2 eine Estrichdicke von 59 mm bei einem F4 Estrich erforderlich.

Alternativ könnte man aber auch eine bessere Estrichqualität nutzen und weiterhin mit 42 mm Einbaudicke planen. Dies könnte mit einem F8 realisiert werden.

 

 

Verbundestrich

 

Beim Verbundestrich wird die Estrichplatte monolithisch mit dem Untergrund (meist Beton) verbunden. Dadurch muss der Estrich nur noch einen Bruchteil der Biegekräfte unter Last aufnehmen und die Biegezugfestigkeit rückt deshalb bei dieser Konstruktion in den Hintergrund. Entsprechend ist hier auch die Schichtdicke kein entscheidender Faktor, es sei denn das Bauwerk soll durch den Verbundestrich verstärkt werden. Der Estrich verformt sich zusammen mit dem Untergrund und das bedingt einige konstruktive Prämissen. Auch hier muss wie beim entkoppelten Estrich sicher gestellt werden, dass der Estrich nicht eingespannt wird (Randdämmstreifen). Fugen dagegen orientieren sich ausnahmslos am Unterbau. Hier müssen die Fugen des Unterbaus 1:1 übernommen werden oder im Bereich bekannter Risse nach Riss-Sanierung später neu eingeschnitten werden.

Der Übergang vom Fließestrich über Bodenverlaufsmasse zur Beschichtung ist fließend und nicht explizit in der DIN EN 13813 definiert. Tatsächlich gibt es überhaupt keine Anforderung an die Dicke eines Estrichs, weshalb viele Industriebodenbeschichtungen mit weniger als 2 mm Schichtaufbau als „Estrich“ ein CE-Zeichen erhalten. Auch mineralische Bodenverlaufsmassen können gut mit der DIN EN 13813 klassifiziert werden. Diese werden üblicherweise im Bereich 3 – 15 mm Schichtdicke im Verbund eingebaut. Wenn überhaupt, kann man sie von Fließestrichen nur über die Größe ihrer Zuschlagskörnung unterscheiden.

 

 

Regelwerke

 

Stoffnorm DIN EN 13813

 

Estrichprodukte sind in der DIN EN 13813 stofflich beschrieben. Die Norm ist eine beschreibende Norm und stellt keine direkten Anforderungen, die vom Produkt erfüllt werden müssen.

 

Es wird zwischen 5 Bindemitteln unterschieden:

 

  • Calcium-Sulfat („Anhydrit“) – CA
  • Zement – CT
  • Magnesia – MA
  • Gußasphalt – AS
  • Reaktionsharze – SR

 

Für die Bindemitteltypen werden unterschiedliche Anforderungen an die zu deklarierenden Kenngrößen gestellt. Insgesamt können folgende Kennwerte deklariert werden:

 

Druckfestigkeit, Biegezugfestigkeit, Verschleißwiderstand, Oberflächenhärte, Eindringtiefe, Widerstand gegen Rollbeanspruchung, Verarbeitungszeit, Schwinden und Quellen, Konsistenz, pH-Wert, E-Modul, Schlagfestigkeit und Haftzugfestigkeit.

 

Für Zementestriche sind dabei nur die Druck- und Biegezugfestigkeit zu deklarieren. Die Druckfestigkeit wird mit „C“ und der jeweiligen Druckfestigkeit in N/mm2. Bei der Biegezugfestigkeit ist es analog „F“ mit dem Wert der Biegezugfestigkeit.

Ein Zementestrich mit 30 N/mm2 Druck- und 5 N/mm2 Biegezugfestigkeit wird also wie folgt deklariert: CT-C30-F5

 

Ausführungsnorm DIN 18560

 

Die DIN 18560 regelt die normativen Anforderungen an die Planung und Ausführung eines Estrichprojekts. Die Norm macht in Abhängigkeit vom Bindemittel Vorgaben für die Mindest-Dicke, Qualität der ggf. eingesetzten Dämmung, den Untergrund sowie die Qualitätsüberwachung. Die normativen Anforderungen können dabei die technisch erforderlichen Werte übersteigen. Dies ist z. B. bei der Mindest-Dicke eines Estrichs, der beispielsweise bei 2 kN/m2 Belastung und einem F10 technisch nur 25 mm dick sein müsste. Die Norm sieht aber eine solch dünne Schicht nicht vor und somit könnte diese nur als Sonderbauweise gesondert mit dem Bauherrn vereinbart werden. 

In Anlehnung an die Klassifizierung der DIN EN 13813 fügt die DIN 18560 noch zwei weitere Parameter hinzu. Bei einem schwimmend (entkoppelt) verlegten Estrich wird ein „S“ zusammen mit der Schichtdicke in mm an die Deklaration angehängt. Zusätzlich wird bei einem Heizestrich ein „H“ zusammen mit der Überdeckung über den Heizrohren in mm hinzugefügt.

Der oben beschriebene Estrich mit 70 mm Stärke und 45 mm Rohrüberdeckung wäre dann wie folgt zu deklarieren:

CT-C30-F5-S70 H45

Bei Verbundestrichen wird anstelle des „S“ ein „V“ mit der entsprechenden Estrichdicke in mm verwendet. Bei Verbundestrichen gibt es theoretisch keine Mindestanforderung an die Schichtdicke. Aus praktischen Erwägungen wird diese aber als mindestens 3 mal dem Durchmesser des Größtkorns des eingesetzten Estrichsands angenommen. Bei z. B. einer 0 – 4 mm Körnung wären das dann 12 mm Mindestdicke.

 

Merkblätter des Bundesverbands Estrich und Belag (BEB)

 

Die BEB-Infoblätter beschreiben diverse Problemstellungen und Sonderbauweisen im Detail. Sie sind eine Ergänzung und/oder Konkretisierung der Normanforderungen. Z.  B. das Merkblatt 5.2 „Hinweise für Fugen in Estrichen“ beschreibt die Anforderung an die Planung und Ausführung von Fugen wesentlich konkreter als die Norm.

Sie können direkt beim BEB bestellt werden: https://beb-online.de/beb-hinweisblaetter.html

 

Ebenheitstoleranzen gem. DIN 18202 

 

Die Ebenheit von Estrichen wird nach der DIN 18202, Tabelle 3 beschrieben. Standard ist die Anforderung nach Zeile 3, wo z. B. das Stichmaß über 1 m Länge bei max. 4 mm und bei 3 m Länge bei max. 8 mm liegen darf. Manchmal werden auch höhere Anforderungen z. B. nach Zeile 4 oder speziell definierte Ebenheitstoleranzen vereinbart.

 

 

Ermittlung der Belegereife

Für die Beurteilung, ob ein Estrich bereit für die Aufnahme von Bodenbelägen oder Beschichtungen ist, spielen vor allem 2 Faktoren eine Rolle:

 

1.) die Haftzugfestigkeit der Oberfläche

2.) die Abgabe von Feuchtigkeit aus der Oberfläche des Estrichs

 

Die Ermittlung der Haftzugwerte ist relativ einfach möglich und ist im BEB-Infoblatt 9.1 gut beschrieben.

Das Thema Feuchtigkeitshaushalt ist dagegen ausgesprochen komplex. Es gibt verschiedene Ansätze, die entweder vom Feuchtegehalt im Estrich oder von der Feuchteabgabe ausgehen. Standard ist für Zement- und Anhydrtitestrich das CM-Verfahren, welches aber bei Schnellestrichen und Magnesia-Estrichen keine sinnvollen Ergebnisse liefert. Bei der Ermittlung der Restfeuchte muss immer berücksichtigt werden, dass es zum einen Hydratwasser gibt, welches Teil des erhärteten Bindemittels ist und freies Wasser, das locker gebunden in den Kapillaren des Estrichs liegt. Es gibt jetzt zwei Schwierigkeiten bei der Ermittlung der Belegereife. Zum einen ist es gar nicht so trivial das Hydratwasser und freie Wasser analytisch zu trennen und zum anderen schwankt die Feuchteabgabe des Estrichs mit den Umgebungsbedingungen. Bei hoher Luftfeuchte in der Umgebung kann es sogar passieren, dass ein trockener Estrich wieder Feuchtigkeit aufnimmt. Deshalb sind absolute Werte nur begrenzt sinnvoll aber im Streitfall natürlich trotzdem unersetzlich. Aus diesem Grund hat sich für Anhydrit- und Zementestriche das CM-Verfahren durchgesetzt.

 

CM-Verfahren

 

Die CM-Methode ist im TKB-Merkblatt 16 des Industrieverband Klebstoffe e.V. beschrieben und im BEB-Infoblatt 8.4 „CM-Messung“ nochmals kommentiert worden. Es wird eine repräsentative Probe aus dem gesamten Querschnitt des Estrichs gestemmt und zerkleinert.

Bei der Methode nutzt man eine Reaktion von Calcium-Carbid mit Wasser aus:

CaC2 + 2 H2O => Ca(OH)2 + C2H2

Wenn man eine feuchte Materialprobe mit Calcium-Carbid reagiert, wird Acetylen-Gas freigesetzt. Die Reaktion wird in einem Druckbehälter ausgeführt und der Druckanstieg ist dann proportional zur umgesetzten Feuchte-Menge. Somit kann man aus dem Druck und der Einwaage des Probenguts genau auf die Feuchtemenge schließen.

 

Belegereife:

Zement-Estrich:  2,0 % (1,8 % bei Fußbodenheizung)

Anhydrit-Estrich: 0,5 % (0,3 %)

 

Darr-Methode

 

Die zweite anerkannte Methode ist die Trocknung der Materialprobe im Trockenschrank bis zur Gewichtskonstanz. Zementestrich wird bei + 105 °C getrocknet. Anhydrit und viele Ettringit-bildende Schnellestriche dürfen nur bei + 40 °C getrocknet werden, da sonst Teile des Hydratwassers mit ausgetrieben werden.

Die Darr-Methode ist die genauste Methode zur Bestimmung der Feuchte. Leider ist sie sehr zeitintensiv und nicht auf der Baustelle selbst umsetzbar. Beim Darren von Zement-Estrich wird eine ca. 1,5 % höhere Feuchte als bei der CM-Methode ermittelt.

 

KRL-Methode

 

Dies ist eine relativ neue Methode, bei der die Ausgleichsfeuchte im Estrich ermittelt wird. Sie ist im TKB-Merkblatt 18 beschrieben. Auch hier wird eine zerkleinerte Probe des Estrich entnommen und in ein geschlossenes Gefäß überführt (z. B. Plastikbeutel, PE-Flasche, Metallflasche). In das Gefäß wird eine Feuchtemess-Sonde luftdicht eingeführt und die Veränderung der Luftfeuchte über dem Probengut aufgezeichnet. Sobald diese sich nicht mehr wesentlich ändert (meist nach 30 Min.), wird die Feuchte abgelesen. Eine Feuchte von max. 80 % bzw. 75 % bei Fußbodenheizung gilt als belegereif.

 

Alternative Methoden

 

Neben diesen gängigen Methoden wird auch versucht, die Belegereife über die Feuchte-Abgabe des Bodens zu definieren, was ja im Grundsatz die einzig richtige Vorgehensweise wäre. Nur Feuchtigkeit, die tatsächlich aus dem Estrich entweicht, kann auch Schaden am Kleber oder Bodenbelag anrichten. Leider ist die Feuchte-Abgabe keine Konstante und stark vom Raumklima abhängig.

 

Qualitative Bestimmung über Kondensation

 

Hier wird eine dampfdichte Folie (PE o. Ä.) auf den Estrich geklebt. Nach einem Tag wird die Folie entfernt. Bei hoher Feuchte färbt sich der Estrich dunkel und es kommt ggf. sogar zur Kondensat-Bildung unter der Folie.

 

Quantitative Bestimmung der Feuchte-Abgabe gem. ASTM F1869

 

Diese Methode ist sehr verbreitet in den USA und gibt eine sichere Auskunft über den aktuellen Feuchtestrom aus der Oberfläche.

Für den Test wird wasserfreies Calcium-Chlorid verwendet, welches stark hygroskopisch ist. Ein Schälchen mit einer exakt eingewogenen Menge CaCl2  wird auf den Boden gestellt und eine dampfdichte Haube von ca. 30 x 30 cm darüber luftdicht verklebt. Die gesamte Feuchte, die über diese 30 x 30 cm Fläche aus dem Boden austritt, wird vom CaCl2 aufgenommen. Nach 3 Tagen wird die Gewichtszunahme gemessen und der Feuchtestrom berechnet. Für die meisten Bodenmaterialien wird ein Wert von 3 lbs./(24 h x 1000 ft2) als akzeptabel frei gegeben. 

Verbände & Mitgliedschaften:

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